Montag, 25. Mai 2015

Garage Kits - Was ist das eigentlich?

 Im Vorfeld schon mal an all die Fragensteller unter euch, die uns anschreiben "Hey modellierst du das alles selber?" oder "Aus welchem Material machst du das" - Nein wir modelieren die Figuren nicht selber. Bei Modelkits bzw. GarageKits handelt es sich schlicht und einfach um Modelbau.

                               (by Hisui)                                        (work in progress by Lumien)                                   (by suesseMarron)

Sprich es gibt einen sehr talentierten Menschen da draußen,der eine Figur modelliert, den sogenannten Master, und von dieser Figur eine Form aus Silikon erstellt, aus der später wiederum die Bausätze (Oris/Originale) gegossen werden. Der Begriff Garage Kit entstand in Japan, da dort viele Bausätze in kleiner Auflage in "Garagen" produziert wurden.
Handelt es sich hierbei um einen Charakter aus einem Manga/Anime (z.Bsp Sailor Moon) dürfen die Bausätze nicht einfach verkauft werden, da man wie hier in Deutschland das Copyright verletzen würde. Daher besteht die Möglichkeit Tageslizensen bei den Publishern einzukaufen und auf Veranstaltungen wie dem WonderFestival (Sommer/Winter) oder Treasure Fest an den Mann zu bringen. Dadurch ist es gerade für Europäer und Amerikaner besonders schwierig an diese Bausätze heranzukommen. Wenn man Glück hat kann man das ein oder andere Schnäppchen auf http://auctions.yahoo.co.jp/ Yahoo! in Kombination mit einer Bietagentur (Shoppingmall Japan, Buyee) schießen oder als SecondHand-Ware im Mandarake-Store erwerben. Bei beiden Möglichkeiten sollte man aber in Betracht ziehen, das Gebühren und Zoll anfallen können, was das Schnäppchen auch schnell mal teuer werden lassen. Es gibt aber auch einige Modelierer und Companies (u.a. Volks), die auch nach Übersee verschicken, auch wenn es nicht viele sind. Das Misstrauen der Japaner gegenüber uns ist groß und viele befürchten, das ihre Modelle als "Billigware" in Massenproduktion gehen könnten.

Und damit haben sie nicht ganz unrecht. Eine kostengünstigere Variante stellen sogenannte Recasts (Abgüsse von Oris) dar. Ein Möglichkeit für uns vor allem an alte und seltene Sachen heranzukommen, die in Japan regelrecht vergriffen sind. Die Qualität kann je nach Workshop stark schwanken. Von porzellanartigen spröden Güssen bis zum weichen gut zu bearbeitendem Material kann alles dabei sein. Wir persönlich raten von Anbietern aus Thailand ab, die gern auch über Ebay verkaufen. Solltet ihr doch mal über ein interessantes Kit stossen und nichts in der Beschreibung sehen, dann fragt lieber bei dem Verkäufer nach. Ein Kit für 10Euro kann definitiv kein Original sein. Angegebene Produkte von E2046 oder gk-model sind beides relativ gute Recaster, wobei man auch hier vielleicht noch mal bei den Onlinestores beider Shops nachschauen sollte, ob der Preis dem tatsächlichen Wert entspricht. Solltet ihr euch komplett unsicher sein, könnt ihr uns auch über unsere Mailadresse gkreunion@gmx.de oder unser Facebookprofil anschreiben.



Kommen wir zu den Materialien:

Resin:


                                                                                  (by Snowinuky)                               (by Rosiel Fallen Angel)

Es ist einer der meistverwendeten Materialien im humanoiden Modelbau wodurch sich Details sehr schön abgießen lassen, ist aber in der Herstellung teurer.
Resin ist ein fester Kunstharz, der entsteht, wenn man zwei flüssige Bestandteile (Harz & Härter) in einem bestimmten Mischverhältnis kombiniert.
Weitere Bezeichnungen für dieses Gießharz können sein:
  - Polyesterharz (Verwendung: Spritzgießen, Laminat, Glasfaser)
  - Epoxidharz (Verw.: Konstruktionsklebstoff u.a. im Haushalt/Modelbau)
  - Acrylharz/PMMA (Mineralglasersatz u.a. im Modelbau)
Resin weist bei einem optimalen Mischverhältnis eine recht gute Festigkeit und Bruchzähigkeit auf. Ebenso sind sie unempfindlich was Wärme angeht (Vor allem Raumtemperatur). Ein Vorteil für größere Maßstäbe im Modelbau, denn dadurch behält die Figur ihre Standhaftigkeit. Allerdings lässt sich das Material bei kurzer Hitzezufuhr wie kochendem Wasser kurzfristig erweichen und biegen. Dadurch lassen sich Teile wie z.Bsp der Rock einer Sailor Moon Figur leichter über ihren Hintern schieben. Die Oberfläche lässt sich gut mit Feilen und Schleifpapier bearbeiten, was das entfernen von Gussgraten extrem vereinfacht und zu einem schnelleren glatten Ergebnis führt. Auch das Entfärben mit Aceton ist kein Problem, allerdings sollte man den Bausatz nicht Tagelang in der Lösung lassen, da es auch weicher wird und gerade bei dünnen Teilen zu einer Verformung kommen kann.
Wie bei allen chemischen Zusammensetzungen ist es zu empfehlen den Schleifvorgang nass durchzuführen und eine Atemschutzmaske zu tragen, damit man den Resinstaub nicht einatmet.





PVC/ Vinyl:



     (Bild links: http://myfigurecollection.net/item/5728)

Vinyl-Kits lassen sich ingesamt günstiger produzieren, aber weisen dafür weniger Details auf. Neben Animefiguren wird das Material auch gern für Dinosaurier-Modelle oder Godzillas verwendet.
Die Modelle entstehen im Zugverfahren, nicht wie bei Resin im Gießverfahren. Das Material ist sehr weich, wodurch sich die trichterförmigen Überstände leicht mit einem Cutter oder Skalpell entfernen lassen. Allerdings kann man Pech haben, dass die Teile außer Form geraten sind, was sich aber durch warmes/heißes Wasser gut beheben lässt. Allerdings sind sie dadurch auch anfälliger für sonnige, warme Standorte. Auch die Bearbeitung der Oberfläche ist schwieriger, da durch das Schleifen Wärme entsteht, wo durch das Material sich wieder verziehen kann. Meine Empfehlung an der Stelle: Ganz viel Liquid-Greenstuff, gut in die Löcher reinlaufen und über einen Tag trocknen lassen. Im Anschluss ganz vorsichtig die Stelle mit einem feinen Schleifschwamm bearbeiten. Ansonsten ist eine Alternative Spritzspachtel, wodurch man die Teile auch gleichzeitig grundiert.
Entfärben von Vinyl-Kits ist etwas schwieriger, da das Material mit chemischen Lösungsmitteln wie Aceton reagiert und sich auflösen kann. Nehmt lieber PVC-Reiniger (Ganz toller Tipp von der lieben AscA). Es dauert zwar etwas länger bis sich die Farbe gelöst hat, aber ihr habt dann zumindest eure Teile noch.




Kunststoff/ Polystyrol:
    (by Tomcat)

Plastikbausätze bestehen aus Polystyrol-Spritzlingen, welche zusammen mit einer meist detaillierten Anleitung geliefert werden.

Häufig findet man diese Bausätze im Bereich Panzer, Flugzeuge, Schiffe, Tabletop und Science-Fiction.

Die Herstellung der Spritzlinge erfolgt im sogenannten Spritzgussverfahren.
Hierbei wird der Kunststoff erhitzt und mit Hilfe einer Spritzgussmaschine und Druck in die gewünschte Form gespritzt. Kurze Abkühlzeit und das Teil ist fertig.
Dies macht das Spritzgießen zu einer der weit verbreitetsten Verfahren zur Herstellung von Plastikbausätzen und ermöglicht eine nahezu freie Wahl von Form und Oberflächenstruktur wie z.B. glatte Oberflächen und Muster.
Zum Bauen werden die Teile mit Hilfe eines Seitenschneiders großzügig aus den Spritzlingen getrennt, die dadurch entstehenden Überstände mit einer Feile und feinem Schleifpapier verschliffen und anschließend geklebt.
Hierzu benutzen die meisten Plastikleber, er dient dazu die Teile miteinander zu verschweißen.
Nachteil, das Kleben kann zur Geduldsprobe werden, da dieser Kleber etwas Zeit zum Aushärten braucht.
Tomcats Geheimtipp: Essigester (erhältlich im Internet oder Apotheke)
Diesen lässt man mit Hilfe eines Pinsels zwischen zwei Teile laufen, drückt zusammen und schon sind die Teile miteinander verschmolzen.
Die Passgenauigkeit bei Plastikbausätzen ist erstaunlich.
Das lästige Anpassen und die Spachtelarbeiten halten sich im Verhältnis zu Kunstharz und PVC in Grenzen.
Zum Bemalen kann man entweder Farben auf lösungsmittelbasis benutzen (hier empfiehlt sich die Airbrush) oder wenn man vorher eine Grundierung aufbringt auch mit wasserverdünnbaren Farben.



Scale:
Scale-Angaben sind nichts anders als Größenangaben. Dabei nimmt man die Normalgröße einer Person und teilt das dann durch den angegeben Wert. Dadurch entstehen dann neue Größenangaben, die mit dem Scale angegeben werden.
Ein Bsp. für Scale 1:4
Der erste Wert entspricht der Originalgröße einer Person. Nehmen wir mal an Sailor Moon wäre 160 cm groß (= Wert 1). Teile ich das nun durch den Wert 4, wäre eine Figur von ihr ca. 40cm hoch. (160cm/4)
Für den Scale 1:8 (160cm/8) wäre eine Figur nur noch 20cm hoch.
Solche Angaben können entscheidend sein wenn man vielleicht nur begrenzten Platz in der Höhe hat, wo man die Figur hinstellen kann. Gerade wenn sie aufrecht steht.


3 Kommentare:

  1. eine wirklich tolle zusammenfassung was unser hobby eingentlich ist :D
    vielen dank für eure mühe das ihr das so toll gemacht habt !

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  2. Sehr gut geschrieben und gut verständlich. :)

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